Die Kanarische Insel Lanzarote
Faszinierend klare Farbkontraste zwischen weißen Häusern, grünen Palmen und der schwarzbraunen Lava-Landschaft lassen Lanzarote wie ein Kunstwerk wirken. Auf den ersten Blick wirkt die Insel durchaus karg; doch auf den zweiten Blick offenbart sie ihre herbe Schönheit. Komm mit auf eine Reise voller spannender Gegensätze und entdecke Lanzarotes Sehenswürdigkeiten.
Die Farbe Grün steht für Leben. Und die vielen grünen Pflanzen auf Lanzarote bilden einen wunderschönen Kontrast zur schwarzen Lava und Vulkanasche. Dabei wirkt die Landschaft von Lanzarote zunächst äußerst vegetationsfeindlich. Doch wer genauer hinschaut, entdeckt Flechten, niedrige Blühpflanzen – und an vielen Stellen das satte Grün einer Agave. Wie passend erscheint da ihr botanischer Name, der aus dem Griechischen kommt: Agavos bedeutet edel, prachtvoll oder erhaben. Agaven sind Wüstenpflanzen und haben sich gut an die kargen Bedingungen auf Lanzarote angepasst. Sie sind zudem sehr fruchtbar und sorgen während ihres jahrzehntelangen Lebens für unzählige Abkömmlinge.
Jenseits der Strände gibt es auf Lanzarote viele interessante Orte. Eins der Highlights sind die Montañas del Fuego, die Feuerberge. Sie sind Teil des Nationalparks Timanfaya im Südwesten der Insel. Zwischen 1730 und 1736 kam es dort zu zahlreichen Vulkanausbrüchen. Magma und Gestein aus dem Erdinnern begruben etwa ein Fünftel der Inselfläche unter sich. Aus einer zuvor fruchtbaren Landschaft, der Kornkammer der Kanaren, wurde eine karge Mondlandschaft.
Der Künstler und Architekt César Manrique (1919–1992) prägte Lanzarote wie kein anderer. Von 1968 an versuchte er die Folgen des Massentourismus auf seiner Heimatinsel abzumildern. Immerhin konnte er durchsetzen, dass nahezu alle Häuser auf der Insel maximal zwei Stockwerke haben. »Bettenburgen«, die die Landschaft verschandeln, gibt es so gut wie keine auf Lanzarote. Eine der interessantesten Sehenswürdigkeiten der Insel ist Manriques ehemaliges Wohnhaus, heute die Fundación César Manrique in Tahiche. In der erstarrten Lava entdeckte der Künstler Blasen, die er als Wohnräume gestaltete.
Der Jardín de Cactus war César Manriques letztes Werk, bevor er 1992 bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. In einem alten Steinbruch erschuf der lanzarotinische Künstler einen terrassenförmig angelegten Kaktusgarten. Hier wachsen Kakteen von allen Kontinenten der Erde. Wegen der geschützten Lage eignet sich der Kaktusgarten besonders dann für Ausflüge, wenn ein frischer Wind über die Insel weht. Auch solche Tage gibt es auf Lanzarote … Das Grün der Pflanzen in schwarzer Erde und vor dem Blau des Himmels ist ein einzigartiges Farbenspiel. In der alten weißen Mühle wurde früher Mais gemahlen, Grundlage für das traditionelle kanarische Gericht Gofio.
Großartige Ausblicke vom Mirador del Río (Foto: Takako Picture Lab/Shutterstock)
Ganz im Norden von Lanzarote befindet sich ein weiteres Kunstwerk von César Manrique: Der Mirador del Río im Famara-Massiv. Eine Cafeteria mit Panoramafenstern und eine Aussichtsplattform wurden in die Lavafelsen integriert. Auch hier ist Manrique eine harmonische Verbindung von Architektur und Natur gelungen. Vom Mirador aus hat man einen großartigen Blick auf die kleine Nachbarinsel La Graciosa und den Meeresarm zwischen den beiden Inseln (span.: Río = Fluss).
Schon bei den Römern galt Salz als das »weiße Gold«. Seit 1895 wird auch an der Südwestküste Lanzarotes Salz gewonnen. Die Salinen von Janubio gehören zur Inselgemeinde Yaiza. Sie liegen in einer Lagune, die durch eine Lavazunge vom Atlantik getrennt ist. Bis heute wird hier die größte Anlage zur Salzgewinnung der gesamten Kanarischen Inseln betrieben. Außerdem hat sich hier ein wertvolles Ökosystem angesiedelt. In den Wintermonaten dienen die Salinen zahlreichen Zugvögeln als Rastplatz. Wiedehopf und Wüstengimpel nutzen sie als Brutstätte. Sie wurden deshalb 1987 zur »Paraje Natural de Interés Nacional del Janubio«, zur Naturlandschaft von nationalem Interesse, erklärt.
Ein Gesamtkunstwerk: Das Weinanbaugebiet La Geria auf Lanzarote (Foto: Wynian/Shutterstock)
Seit dem 18. Jahrhundert wird auf Lanzarote Wein angebaut. Die Art und Weise ist einmalig auf der Welt. Zahllose trichterförmige Mulden überziehen das weite Tal der Geria. Sie bilden ein geometrisches Muster in der schwarzen Vulkanasche. In jeder Mulde wachsen ein bis drei Weinstöcke. Eine niedrige Mauer aus Lavasteinen schützt die Pflanzen vor den kalten Nordwinden. Die poröse Steinerde kann Tau und das seltene Regenwasser speichern. In den 1960er Jahren erklärte das New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) das Weinanbaugebiet im Südosten der Insel zum Gesamtkunstwerk. La Geria erhielt die Auszeichnung »Engineering without Engineers« (Ingenieurkunst ohne Ingenieure). Im ältesten Weingut der Insel El Grifo erfährt man alles über Anbau und Winzerkunst auf Lanzarote. Und verkosten kann man die Weine hier natürlich auch.
Abubilla heißt der schöne Vogel mit dem auffälligen Kamm auf den Kanaren. Anderswo kennt man ihn als Wiedehopf. In warmen Gegenden und offenen Landschaften wie auf Lanzarote fühlt er sich pudelwohl. Mit seinem langen gebogenen Schnabel sucht er in lockerem Boden nach großen Insekten und Käfern. Obwohl selbst kaum größer als eine Amsel, stehen auch schon mal Schnecken oder eine Eidechse auf dem Speiseplan des Abubilla.
Vom Mirador del Río bietet sich ein spektakulärer Blick auf die kleinste bewohnte kanarische Insel: La Graciosa. Der normannische Seefahrer Jean de Béthencourt gab ihr 1402 den Namen »Die Anmutige«. Alle halbe Stunde schippert eine Fähre aus der lanzarotinischen Hafenstadt Orzola hinüber nach Caleta del Sobo, dem Hauptort der Insel. Zwischen kubischen weißen Häusern mit grünen Türen und Fensterläden verlaufen staubige Sandpisten. Straßen gibt es keine auf der Insel. Wenn die Sonne mittags gleißend hell über dem Städtchen steht, spürt man die Nähe zu Afrika. Und tatsächlich ist die Küste von Marokko nur 140 Kilometer entfernt. La Graciosa bietet herrlich einsame Strände. Der bekannteste ist die Playa de Las Conchas im Nordwesten. Du erreichst ihn per pedes, mit einem Mountain-Bike, das du im Hafen mieten kannst – oder mit einem Jeep.